Adventsgedicht 2022

Von ’s-Gravenhage komm ich her;
ich muss euch sagen, dort weihnachtet‘s sehr!
Allüberall auf den Lindenspitzen
sah ich hungrige Raben sitzen.
Und drüben aus dem Noordeinde-Tor
sah mit stolzen Augen der König hervor.
Und wie ich so strolcht’ durch das Hofkwartier,
da rief er mit voller Stimme nach mir:
„Hoi Kerstmann“, rief er, „alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kinder fangen zu rennen an,
die Christmas Fair ist aufgetan,
Meiden und Kerels sollen nun
von der Drukte des Alltags einmal ruhn.
Und morgen lauf ich hinüber zur See
und hoffe auf ein bisschen Schnee.“
Ich sprach: “O liebe Majestät,
ich bin schon fast fertig, es ist ja auch spät,
muss nur noch durch die Innenstadt,
wo’s gelukkig nicht viele Bewoners hat.“
„Hast denn das Zakje auch bei dir?“
Ich sprach: “Das Zakje, das ist hier;
denn Pepernoot und Olieboll
finden Nederlanders toll.“ 
„Hast du denn auch die Roed bei dir?“
Ich sprach: „Die Roed, die hab‘ ich hier;
doch nur die Leugenaars und Vrekken,
die will ich damit gern erschrecken.“
Der König sprach: „Das find ich fein;
ich lad‘ ich dich dann zum Glühwein ein.“
Von ’s-Gravenhage komm ich her;
ich muss euch sagen, dort weihnachtet‘s sehr!
Nun hört, dass ich’s gesellig find
bei jedem Kind,
bei jedem Wind.

Gedicht frei nach Theodor Storm.

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